Die Kirche St. Johann in Damscheid im Wandel der Zeiten

       

In den ca. 1000 Jahren Ihres Bestehens veränderte die Damscheider Kirche durch diverse bauliche Maßnahmen mehrfach ihre Ansicht.

Ihre Anfänge datiert man auf das 12. Jahrhundert, in dem der im romanischen Stil erbaute, viergeschossige Westturm entstanden sein dürfte – ebenso Teile des Langhauses. Der Turm zeigt typische romanische Rundbogenfriese und Ecklisenen, die der statischen Verstärkung dienen.
Die damalige Kirche zeugt von einer Christengemeinde, die allerdings zunächst keinen eigenen Pfarrer unterhielt und dem Sprengel des Oberweseler St. Martinstiftes zugehörte.
Erst 1787 gibt es Belege für eine eigenständige Pfarrei in Damscheid

Einen ersten Erweiterungsbau gab es um 1450. Damals soll auch die spätgotische Sakristei mit zeittypischem, kunstvollem Netzgewölbe erbaut worden sein, die südlich des Chores angefügt ist. Heute befindet sich in dieser kleinen Kapelle mit dem wunderschönen gotischen Spitzbogenfenster die kostbare Figur einer Pieta, der schmerzhalten Muttergottes mit ihrem verstorbenen Sohn auf dem Schoß.

Nach einem Brand im Jahre 1682 entstand eine lange Saalkirche, die im Hauptchor, dem Altarraum, mündete. Sowohl die ehemalige Sakristei, wie auch der Turm wurden unversehrt neben dem neuen Bau erhalten. Der Turm allerdings hatte nur 3 umgebende Mauern, die im Zuge von weiteren Baumaßnahmen durch eine vierte Mauer ergänzt wurden. Da hier keine Verzahnung des Mauerwerks erfolgt war, gab es in der Folge im 19. Jahrhundert erhebliche statische Probleme mit akuter Einsturzgefahr.
Mitte des 19. Jahrhunderts befanden sich sowohl das Pfarrhaus wie auch die Kirche in einem desolaten Bauzustand. In den 50er Jahren des damaligen Jahrhunderts kam es wegen enormer Mängel und eines undichten Daches zu einer Klage des Pfarrers an die Amtsverwaltung: „aber die Kirche bot einen so sehr wenig der Würde des Gottesdienstes entsprechenden Anblick dar, dass alle Kirchenbesucher davon schmerzlich ergriffen waren und manche sich entrüstet äußerten, dass sicher im ganzen Land kein Gefängnis so traurige Wohnung biete und kaum eine Hütte so geringen Schutz gewähre als dieses Gotteshaus.“.

Nach gründlichen, umfassenden Renovierungen inkl. einer Vergrößerung war die Kirche im Jahre 1862 wieder in bester Verfassung und dem damals aktuellen neuromanischen Stil angepasst. Man „romanisierte“ die Kirche, indem man die Fenster stiltypisch verkleinerte und dazu passende Rundbogenfriese am Chor ausarbeitete

Im Jahre 1956 begann eine erneute umfangreiche Instandsetzung einschließlich der Erbauung eines südlichen und nördlichen Seitenschiffes zur Erweiterung des Kirchenraumes. Das erforderte mühsame Abbrucharbeiten der Seitenwände des Gebäudes, an denen sich viele Bürger mit helfenden Händen beteiligten. Da jedoch einige gegen die geplante Vergrößerung votierten, konnte nicht von allen Dorfbewohnern Hilfe erwartet werden.

Regens Kees, ein gebürtiger Damscheider, fand folgende erbauende Worte bei der Einsegnung der sanierten Pfarrkirche im Jahre 1957: “Wie die Klucke Ihre Küklein unter ihren Flügeln birgt, so bewahrt die neue Kirche unter ihrem ausladenden Dach die Christenkinder von Damscheid.“

Nach grundlegenden, stabilisierenden Arbeiten am Turm in der 80er Jahren, erhielt der Innenraum der Pfarrkirche in den Jahren 1993-95 eine komplett neue, freundliche und moderne Gestaltung. Helle Farben wie Blau, Gelb und Hellgrau dominieren. Stilisierte christliche Symbole nehmen in Form von Ähren und Weinranken Bezug auf Landwirtschaft und Weinbau. Die Granitquader des Altars von 1957 fanden in der nun in den Kirchenraum vorgezogenen Altarinsel und im Ambo eine angemessene Wiederverwendung.

Im Jahre 1994 wurde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt. Ein Denkmal zeugt von einer besonders beachtenswerten, ehemaligen Kultur.
In welcher Form Kirchengemeinde und Ortsgemeinde das geweihte Gebäude in die Zukunft führen werden, wird eine sehr herausfordernde und diffizile Aufgabe im 21. Jahrhundert sein.

Verfasst von M. Sabel 2020, Literatur R. Kapp: Damscheid, ein Rheinhöhendorf, 2005; Imhoff, Metzing, Weyer-Menkhoff: Die Kirchen im Mittelrheintal, 2004