Geschichte der Kath. Kirche St. Stephanus
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Kath. Kirche St. Stephanus Niederburg |
“Wer keine Vergangenheit hat, hat auch keine Zukunft“, sagt ein altes Sprichwort. Die Pfarrei Niederburg hat allerdings eine vom Verlauf vieler Jahrhunderte geprägte Vergangenheit und sicher auch eine Zukunft.
Die Gründung von Niederburg liegt weitgehend im Dunkeln. Man geht davon aus, dass die ersten Ansiedlungen um das Jahr 900 – 1000 entstanden sein könnten.
Bereits 1300 dürfte der romanische Westturm der Kirche erbaut worden sein, auch die Gründung der Fundamente des Langschiffs der Kirche. Diese ist 1309 urkundlich erwähnt, ebenso das Priorat der Niederburger Kirche über Damscheid und Urbar.
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Die Kirche war, wie von der ersten Visitation Anno 1657 bekannt, dem hl. Stephanus geweiht und – was ausdrücklich erwähnt wurde – besaß auch einen silbernen Kelch. Auf den Kirchenpatron St. Stephanus deutet auch die von 1477 stammende „Stephansglocke“ hin, ebenso ein altes Fenster über dem Haupteingang.
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Heiliger St. Stephanus |
Im Marburger Staatsarchiv befindet sich eine Konsekrationsurkunde aus dem Jahre 1438. Bereits 1386 wird Niederburg Pfarrei mit eigenem Pfarrer und bleibt selbstständig bis 1434.
Danach stand Niederburg in Abhängigkeit von St. Martin in Oberwesel, was daraus zu schließen ist, dass von St. Martin aus der Pfarrer von Niederburg zu ernennen war.
Erst durch eine Eingabe des Pfarrers Phil. Friedrich Beyer (1771 – 1806 Pfr. in Niederburg) an den Hochwürdigsten Ex. Bischof und Durchlauchtesten Kurfürst in den Jahren zwischen 1780 – 1785 (genaues Datum liegt nicht vor) konnte Niederburg wieder als eigene Pfarrei geführt werden. Pfarrer Beyer beklagt in diesem Schreiben:
„Der Irrwahn, dass Niederburg eine Filiale von der Kirche zu St. Martin sei, ist daher entstanden, weil ehedem das gesagte Collegiat – Stift die Niederburger Pastorat besetzt hatte und nach erloschenem Stift der Titulus de- cani von den Pastoren, wie das Epitaphium vom Dechant und Pastor Bettinger von 1624 beweiset, noch lange Jahre geführt, somit das Collatur – Recht continuirlich wurde, hernach aber nach erloschenem Tituto decanali die Pastoren danach solche Collatur beibehielten.”
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Blick in das Kircheninnere (ca. 1940 - 1945) |
Im Jahre 1786 wird jedenfalls in einem Schreiben an Pfarrer Beyer Niederburg als Pfarrei erwähnt. Die endgültige Abhängigkeit von Oberwesel endet erst nach der Besetzung durch die Franzosen 1794, Niederburg wird als Pfarrei ganz selbstständig. 1802 wurde Birkheim, bis dahin Filiale von Niederburg, abgetrennt, Urbar wurde Filiale von Niederburg.
In die Amtszeit von Pfarrer Beyer fiel auch 1789 der Ankauf des 1680 erbauten Pfarrhauses, welches sich noch heute im Besitz der Pfarrei befindet und bis 1977 vom jeweiligen Pastor auch bewohnt wurde. Nach dem Weggang von Pfarrer Dr. Stefan Schneider im Jahre 1977 wurde Niederburg von St. Goar aus betreut, behielt aber als Pfarrei bis zum heutigen Tag ihre Selbstständigkeit.
Im Laufe der Zeit erfuhr die Kirche zahlreiche Umbauten und Renovierungen, die eingreifenste Veränderung war der große Umbau unter Pfarrer Scholtes in den Jahren 1951 / 52. Hier erhielt die Kirche ihre jetzige Gestalt. Am 10. November 1952 konsekrierte der damalige Trierer Bischof Matthias Wehr Pfarrkirche und Altar. Gleichzeitig wurde eine neue Orgel eingebaut. Seit diesem Umbau besitzt die Niederburger Kirche keine Empore mehr und – was für viele Besucher ungewöhnlich erscheint –
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Der Kirchturm während und nach der Sanierung (2007) |
die Orgel befindet sich hinter dem Altarraum, überragt vom Bild des allherrschenden Christkönigs.
Letzte größere Baumaßnahmen waren 1972 die Innenrenovierung mit u. a. Verkleidung der Kirchendecke, Beleuchtung und Innenanstrich, Neubeschieferung und Anstrich des Turmes sowie 2006/07 die Grundrenovierung des Turmes mit Neuverputz und Neueindeckung des Kirchenschiffes, Blitzableiter und Wasserableitung sowie Neugestaltung der kompletten Außenanlage.
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Einen wahren Schatz fand Verwaltungsratsmitglied und Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege e.V., Walter Huppertz, in der hintersten Schrankecke in der Sakristei: Eine alte, fast vergessene Monstranz (nach der Schätzung des Sachverständigen des Bistums vermutlich aus dem 13. Jahrhundert). Er stellte sie den Gästen des Niederburger Seniorentages am 1. Adventsonntag 2003 vor. Die älteren Mitbürger konnten sich noch gut an das alte Stück erinnern. Eine spontan abgehaltene Sammlung erbrachte schon fast 500 Euro. Ein Bistumszuschuss wurde gewährt, die Restfinanzierung (Gesamtkosten ca. 4000,- €) wurde durch den Verein für Heimatpflege e.V. sichergestellt.
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Rechtzeitig zu Fronleichnam 2004 war die Restaurierung abgeschlossen und zu Beginn des Fronleichnamsgottesdienstes konnte die im neuen Glanz erstrahlende und frisch vergoldete Monstranz Pfarrer Karlic übergeben werden.
Ein weiterer „Schatz“ beherbergt unsere Pfarrkirche, es ist die 1970 bei Renovierungsarbeiten im Dachstuhl des außerhalb des Dorfes stehenden Heiligenhäuschens aufgefundene Pieta.
Im Jahre 2009 kann unsere Niederburger Kirche auf ihr 700-jähriges Bestehen zurückblicken. Wahrhaft ein Haus Gottes mit Vergangenheit und mit einer hoffentlich segensreichen Zukunft.
Text: Walter Huppertz
Fotos: Gerhard Braun, Edgar Menne